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26. Januar 2014

„Eine komplett neue Erfahrung“ für Filus und Co.

Zum Abschluss der Inklusionstour in Fulda ist es zu einem Aufeinandertreffen der ganz besonderen Art gekommen: Ein Team aus Rollstuhl-Tischtennisspielern der Weltklasse hat den TTBL-Herbstmeister TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell und eine Jungenmannschaft herausgefordert – im Rollstuhl. Was glauben Sie, wer gewonnen hat?

„Wenn wir das abrufen, was wir spielerisch so drauf haben, dürfte es auch gegen die Profis reichen“, hatte der Nationalspieler im Rollstuhl-Tischtennis, Selcuk Cetin, am Sonntagmorgen vor der „sport grenzenlos Trophy“ in der Fuldaer Esperantohalle noch selbstbewusst gesagt. Die Trophy sollte eine Begegnung auf Augenhöhe werden: Und mit den „Profis“ meinte Cetin die derzeit beste Mannschaft der Tischtennis-Bundesliga, Herbstmeister und Tabellenführer TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell. Diese und auch das Jungenteam SG Hettenhausen (Hessenliga) hatte die sport grenzenlos Mannschaft bestehend aus den besten Rollstuhl-Tischtennisspielern Deutschlands herausgefordert – im Rolli!

„Das war eine komplett neue Erfahrung. Dabei dachte ich, dass ich schon alles gesehen hätte im Tischtennis“, sagte Abwehr-Ass und Nationalspieler Ruwen Filus. Nur wenige Minuten zuvor hatten seine Team-Kollegen Patrick Franziska und Philipp Floritz das Aufeinandertreffen gegen Cetin und den Paralympicsdritten aus London 2012, Thomas Schmidberger, klar mit 0:3 verloren. „Das war ein verdienter Sieg“, sagte Filus’ Teamkollege Patrick Franziska anerkennend.

Franziska: „Wir hatten nichts entgegenzusetzen“

Tatsächlich ging es – auch zur Überraschung der rund 800 Zuschauer - nur im Doppel enger zu. Das Duo Franziska/Floritz konnte den ersten Satz mit 11:9 für sich entscheiden und hatte sogar einen Matchball im zweiten Satz. Den wehrten Thomas Schmidberger/Selcuk Cetin aber mit gut platzierten Bällen ab. Den Schwung nutzte das Rolli-Duo und gewann auch den Entscheidungssatz. „Dass es im Doppel knapper werden würde, hatte ich schon erwartet“, meinte der Co-Trainer der „Rollis“, Michele Comparato. „Da haben die Spieler ja nur eine Seite abzudecken, da sie anders als bei den Fußgängern ja nicht abwechselnd spielen müssen“, erklärte er.

Die Einzel Schmidberger gegen Franziska und Cetin gegen Floritz dagegen waren eine klare Angelegenheit. „Ich frage mich, wie die beiden so schnell an kurze Bälle kommen“, wunderte sich Floritz. „Taktisch und bewegungstechnisch hatten wir den Beiden nichts entgegenzusetzen“, stellte auch Franziska fest. „Der Rollstuhl ist neben dem Schläger und dem Tisch das dritte Element bei uns, dass es zu beherrschen gilt“, sagte Cetin und klopfte den Profis schmunzelnd auf die Schulter. „Für die Kürze der Zeit haben es alle sehr gut hinbekommen.“

Auch Fuldas Spitzenspieler Wang Xi war zusammen mit Ruwen Filus zu einem Einsatz in der veränderten Perspektive gekommen. Die beiden setzten sich mit 3:0 gegen die SG Hettenhausen um Trainer Kenny Dittmann durch. „Zwei Wochen Training waren für unsere Jungs dann doch etwas zu wenig “, sagte Dittmann und zeigte so Verständnis für seine Schützlinge.

Sympathien für Hettenhausener Jungenteam

Hettenhausen blieb auch beim 0:3 gegen das sport grenzenlos Team ohne echte Chance. „Das offene Spiel ging ja ganz gut. Aber wenn Sandra angefangen hat zu platzieren, ging nichts mehr“, meinte Jugendspieler Erik Möller. Sandra Mikolaschek, Vize-Europameisterin im Rollstuhl-Tischtennis, war neben Tom Schmidberger im Spiel gegen Hettenhausen angetreten. Dieser wiederum hatte keine Probleme mit Moritz Enders gehabt.

So blieb das Hettenhausener Team zwar ohne Erfolg. „Dafür hatten sie aber die Sympathien des Publikums auf ihrer Seite“, sagte Holger Nikelis. „Sie sind wie alle Zuschauer und auch die Profis für den Behindertensport und die Barrierefreiheit im Tischtennis sensibilisiert worden“, sagte Nikelis.

Eine Begegnung dieser Art fand weltweit erstmals statt. „Dass wir so deutlich gewinnen, hatten wir nicht erwartet“, meinte Schmidberger anschließend. Nach dem Turnier spielte der Rasdorfer Sänger und Gitarrist Philip Bölter mit seiner Band auf und begeisterte die Zuschauer mit seinen eigens komponierten Songs.

Die Veranstaltung setzte den Schlusspunkt hinter eine überaus erfolgreiche Aktionswoche in der hessischen Barockstadt. „Die Inklusionstour ist eine gute Initiative von sehr engagierten Behindertensportlern. Auch für mich ist es eine Herzensangelegenheit, den Sport von Menschen mit Behinderung publik zu machen und das Thema Inklusion voranzutreiben“, sagte die neue Beauftragte der Bundesregierung, Verena Bentele. Sie war am Samstag eigens aus Berlin angereist, um bei der Lions-Benefiz-Gala im Rahmen der Inklusionstour dabei zu sein. „Ich hoffe, dass Fulda nur ein Auftakt war. Ich würde das Vorhaben gerne weiter unterstützen.“